Eine einzige Frau wird zum bezaubernden Chor
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Dachau – Sie steht alleine auf der Bühne, doch bezaubert ihre Zuhörer gleich mehrstimmig: Prita Grealy macht aus HipHop, Soul und Folk ein Genuss.
Die Ein-Frau-Band mit Dachauer Unterstützung: Die „Hip-So-Fo“ Musikerin Prita Grealy lässt sich von Gramsci-Wirt Christian Salvermoser begleiten. Foto: dg
Auf einmal recken alle die Köpfe. Besonders auf den hinteren Plätzen versuchen die Gäste im Café Gramsci einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Grund für die kurzzeitige Verwirrung: Die zweite Stimme. Doch Prita Grealy steht immer noch alleine auf der Bühne. Die Unterstützung für ihren mehrstimmigen Gesang kommt vom Band, genauer gesagt vom Loop-Pedal. Mit dem kleinen technischen Accessoire weiß die australische Songwriterin allerhand anzufangen. „Man kann damit seinen eigenen kleinen Chor erschaffen“, erklärt Prita dem Publikum und liefert sogleich den praktischen Beweis. Zeile für Zeile singt sie ein, um die Tonspuren dann eine nach der anderen über ihren Gesang zu legen. Und das alles live, „nichts ist vorher aufgenommen“. Dazu noch einige Beatbox-Rhythmen und gefühlvoll gezupfte Gitarren-Akkorde und fertig ist die Ein-Mann-, beziehungsweise Ein-Frau-Band.
„Hip-So-Fo“ nennt Prita ihren Musikstil: Eine Kombination aus den Rhythmen des HipHop, dem Gefühl des Soul und dem Songwriting und der Gitarrenbegleitung aus der Folk-Ecke. Dabei sticht vor allem Pritas makellose Stimme hervor. So sehr, dass bei den A-Capella-Stücken, bei denen die Australierin zur Begleitung lediglich auf eine Drumbox klopft, gar nicht auffällt, dass gar kein anderes Instrument mit im Spiel ist.
Von Prita Grealys Bühnenpräsenz konnte sich das Dachauer Publikum bereits beim Jazz in allen Gassen im vergangenen Jahr überzeugen. Sie eröffnete das Open-Air-Konzert von Jaimi Faulkner am Rathausplatz und unterstützte den australischen Gitarrenvirtuosen anschließend als Backgroundsängerin. Wie Faulkner lebt auch Prita Grealy derzeit in Berlin. Den Kurztrip von der Hauptstadt nach Dachau absolvierte sie ganz unkompliziert per Mitfahrgelegenheit – im Kleinbus mit acht unbekannten Mitfahrern. Aus solchen Erlebnissen wird bei Prita schnell ein neuer Song. So spielt sie mehrere Stücke, die sie während ihrer Arbeit auf einem amerikanischen Kreuzfahrtsschiff schrieb. Der Song „Blue For You“ wiederum handelt von ihrem Großvater Peter, auf dessen Farm an der australischen Ostküste sie ein Jahr lang lebte.
Es sind einfache Geschichten aus dem Leben, die Prita auf der Bühne erzählt. Auf einmal fängt sie zwischen den Stücken verschmitzt an zu kichern. „Ich amüsiere mich über meine eigenen Gedanken“, erklärt sie dem Publikum entschuldigend. Die Sympathien der Gäste hat sie zu diesem Zeitpunkt schon längst gewonnen. Als dann auch noch die Loopmaschine während einem Stück hängen bleibt und Prita herzhaft lachen muss, sitzen die Zuhörer endgültig mit einem dauerhaften Lächeln in der Runde.
Zur Belohnung gibt es Applaus. So viel, dass Prita auch noch ein zweites Mal zur Zugabe zurück auf die Bühne bestellt wird. Diesmal will sie nicht alleine und bittet Gramsci-Wirt Christian Salvermoser, sie an der Gitarre zu begleiten. Der lässt sich nicht lange bitten, und so recken zum Abschluss noch einmal alle die Köpfe.
(Dominik Göttler)